In der Frauentagswoche gab es viel Gelegenheit, um gemeinsam über die Gleichstellung der Geschlechter in unserer Region nachzudenken und Frauen zu feiern. Vom SPD-Stammtisch im Demminer Bürgerbüro über Frauentagsmesse und Gesprächsrunde in Waldberg bis zum Verteilen von Blumengrüßen in Demmin, Dargun, Loitz und Jarmen.

Frauentag war in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern zum ersten Mal Feiertag. Das haben wir mit der Regierungskoalition aus SPD und Die Linke ab diesem Jahr durchgesetzt. Darauf haben wir auf vielfältige Weise mit Plakaten, Flyern und Blumengrüßen hingewiesen.

Der monatliche Stammtisch des SPD-Ortsvereins Demmin hat am 6. März zum Thema Frauenrechte eingeladen. Gisela Siegl aus Göslow/Görmin berichtete von ihrem Engagement in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Bayern. Dort hat sie sich besonders für die Abschaffung des Paragraphen 2018 und gute Kinderbetreuung eingesetzt, um Frauen die Erwerbstätigkeit und damit die Unabhängigkeit zu ermöglichen. Sie war auch Teil einer bayrischen Delegation, die 1988 in die DDR reiste. Die von ihr mitgebrachten SPD-Plakate zu Frauenrechten aus den 1990ern zeigten, dass dieselben Probleme bis heute bestehen.

AK Schröder und Gisela Siegl im SPD Bürgerbüro Demmin im Gespräch zur Arbeit der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen

Vor allem gab der Feiertag auch Gelegenheiten, über Interessen von Frauen nachzudenken und die Gleichstellung der Interessen einzufordern. Frausein ist für mich mehr als Mode, Staubsaugen und Schönsein - auch wenn das natürlich dazugehören kann, wenn frau mag. Nur wenn es am Frauentag beim Konsum bleibt wie auf der Frauentagsmesse in Demmin, ist es mir zu wenig. Denn der Frauentag hat seinen Ursprung 1909 in der politischen Forderung nach Gleichstellung. In jenem Jahr hat die jüdisch-ukrainische Sozialistin Theresa Malkiel einen solchen Protesttag für Frauenrechte landesweit in den USA initiiert hat. Seit 1911 wird er weltweit begangen, vor allem von Clara Zetkin vorangetrieben.

Forderungen nach aktivem und passivem Wahlrecht, freie Entscheidung über den eigenen Körper, freie Wahl von Ausbildung und Arbeit, Möglichkeiten guter Kinderbetreuung wurden vor allem rechtlich umgesetzt. Vieles muss aber weiter eingefordert und erkämpft werden. Für mich bleiben gerechte Karrierechancen und gleiche Bezahlung, faire Verteilung der Fürsorgearbeit in den Familien und Beratung und Schutz bei häuslicher Gewalt (für Frauen und Männer) ein wichtiges Thema. Denn gerade in diesem Jahr haben Kommune, Kreis und die Arbeiterwohlfahrt als bisheriger Träger die Finanzierung der Beratungsstelle für häusliche Gewalt in Demmin nicht fortgesetzt, obwohl die Mittel sicherlich zu finden gewesen wären.

In einer engagierten Frauenrunde im Gutshaus Waldberg hat Maria Charlotte Wulff aus ihren Lebenserinnerungen einer emanzipierten Frau gelesen und mit den Anwesenden diskutiert. Danach haben wir politische Forderungen der Frauen zusammengetragen:

  • Mehr Räume für Jugendliche sind nötig, die sie sich selbst gestalten können.
  • Angebote für Jugendliche, in denen sie sich ausprobieren können, sollen eingerichtet werden, wie zum Beispiel eine öffentliche Werkstatt, eine Internetwerkstatt, aber auch Raum für Kreativität und gesundes Essen.
  • Praktika im Handwerk sollen angeboten werden und auch eine bessere Verbindung zwischen örtlichen Handwerkern und den schulischen Pflichtpraktika hergestellt werden. In Waldberg ist das zum Beispiel im Metallbau möglich.
  • Ein Beispiel für Jugendarbeit und berufliche Bildung ist der T.O.N.I. e.V. in Neubrandenburg mit seiner Fahrradwerkstatt.
  • Bessere Angebote für Mobilität im öffentlichen Nahverkehr sind nötig, um die Menschen selbstbestimmt zueinander zu bringen.
  • Die Weitergabe von Wissen der älteren an die jüngere Generation muss besser organisiert werden.
  • Es soll einheitlich geregelt werden, dass Frauen genauso wie Männer "oben ohne" in öffentlichen Bädern schwimmen gehen dürfen.
  • Auf Interesse stieß, dass die "Omas gegen Rechts" wohl auch in Vorpommern aktiv sind. Wie kommt man wohl mit den Engagierten in der Region in Kontakt?
  • Begrüßt wurde, dass sich regionale Vereine und Engagierte auf Vereinfesten im Herbst präsentieren und vernetzen, in Demmin organisiert von "Demokratie leben" und in Loitz über das Rathaus.

Am Vorabend des Frauentags lud Manuela Schwesig zum Frauentagsempfang der Ministerpräsidentin in das Mecklenburgische Staatstheater nach Schwerin ein. Hier sprach sie vom notwendigen Engagement für Gleichstellung, ihre Politik der kostenlosen Bildung von der Wiege bis zur Bahre und deswegen auch von kostenloser Kita und kostenlosem Schulhort. Sie betonte auch, dass sowohl unter den Ministern und Ministerinnen als auch den Staatssekretären und Staatssekretärinnen die Posten paritätisch besetz wurden.

Schauspielerinnen und ein Schauspieler verdeutlichten in ihrer Aufführung die vielen Facetten von Macht und wie Frauen davon ausgeschlossen werden. Sie gingen auf die Me-Too-Debatte ein. Das alles nicht ohne Humor: Ein sonst stummer Ritter in Rüstung sang "We don't need another hero" (Wir brauchen nicht noch einen - männlichen - Helden), da hätten wir wohl alle am liebsten mitgesungen.

Höhepunkt war die Ehrung der Frau des Jahres Hanka Gatter aus Parchim. Sie arbeitet als Lehrerin in Güstrow und engagiert sich in Parchim vor allem in der Unterstützung von Geflüchteten und für Integration. In ihrer Dankesrede wurde ihr außerordentliches Engagement deutlich. Mich hat beeindruckt, welchen weltläufigen weiten Horizont sie in Mecklenburg-Vorpommern mit Freundinnen und Freunden aus aller Welt lebt. Sie ist mir ein Vorbild, wo ich es mir selbst zu wenig traue, auf Fremde zuzugehen.

Im Anschluss haben die geladenen Frauen und Männer ein schönes Fest in den Räumen des Theaters gefeiert und es gab vielfältige Möglichkeiten der Vernetzung. Ich habe mich gefreut, die amtierende Geschäftsführerin des Heimatverbandes Anne-Christin Boll und Marion Schael vom Landeskulturrat wieder zu treffen.

Für mich persönlich begann die Woche zum Frauentag bereits am 5. März mit einem Gottesdienst zum Weltgebetstag der Frauen. In den christlichen Kirchen wird weltweit in jedem Jahr ein gemeinsamer Gottesdienst von Frauen aus einem Land vorbereitet und dann entsprechend dieser Vorbereitung gemeinsam gefeiert. In diesem Jahr waren es Christinnen aus Taiwan, die von ihrem Leben berichteten und wie ihnen ihr Glaube in schwierigen Zeiten hilft. In meiner Kirchgemeinde haben einige Frauen den Gottesdienst vorbereitet und auch Essen aus Taiwan, das wir dann gemeinsam probiert haben.

Bild und Banner vom Weltgebetstag der Frauen 2023 aus Taiwan