Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung Deutschlands von der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft debattierte der Landtag auf meine Initiative hin über den Umgang mit dem schweren Erbe des zweiten Weltkriegs. Unter der Überschrift "Ohne Wahrheit und Verantwortung keine Freiheit - 80 Jahre Kriegsende in MV" haben wir uns im Landtag dazu ausgetauscht. Auch wenn wir sehr viele Gedenkorte und Bildungsangebote im Land finanzieren - und das geht nie genug - müssen wir auch darüber sprechen, wie die Mahnung des zweiten Weltkriegs und seiner Folgen auch Konsequenzen für die Politik heute haben kann. Dabei treffen oft Rituale der Honoratioren wie Kranzniederlegungen nicht den Bedarf, den die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema braucht. Die staatstragende Geste und die persönliche Auseinandersetzung müssen zueinander kommen. 

Besondere Herausforderungen für die Erinnerungskultur ist heute, dass es keinen gesellschaftlichen Konsens mehr über richtiges Wissen und Wahrheit gibt. Tatsachen zu benennen und dazu zu stehen, erfordert immer mehr Rückgrat und Verantwortung. Die Zeitzeugen, die von ihren Erfahrungen zum Kriegsende berichten, und vor allem auch die der Opfer, die von ihrem Leid erzählen, übernehmen eine Verantwortung, die gar nicht hoch genug geschätzt werden kann. 

Vor allem ist auch die persönliche Auseinandersetzung mit dem familiären Erbe aus der NS-Zeit nötig. Denn hier kann das Benennen der Tatsachen auch befreien von dieser Last. Ich befürchte: Weil wir die geliebten Urgroßeltern, Großeltern oder Eltern nicht auch als Täter benennen können, die Hitler und seinen Diktatur-Apparat gewählt und unterstützt haben, macht uns das nachsichtig gegenüber dem längst aufkeimenden völkischen Nationalismus in unserer Gesellschaft heute. 

Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, die Demokratie zu verteidigen und die Wahrheit in Verantwortung voreinander klar auszudrücken. Nur so können wir unsere freie Gesellschaft bewahren. 

In meiner Rede im Landtag habe ich das ausführlich erklärt.

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Meine Rede im Landtag hier im Wortlaut, es gilt das gesprochene Wort.

Rede: Ohne Wahrheit und Verantwortung keine Freiheit - 80 Jahre Kriegsende