30 Jahre Landesverfassung in Mecklenburg-Vorpommern! Wir Abgeordneten erinnern daran mit einer Aussprache im Parlament. Die Landesverfassung gibt es auch up Platt. Darum habe ich meine Rede auf plattdeutsch gehalten.

Hier meine Rede zur Verfassung, der hochdeutsche Text folgt auf den plattdeutschen.

Leif Fru Präsidentin,
Leif Inwåhners in Mäkelborg-Vörpommern,

wi hebben uns Verfåtung alltiet ok in Plattdüütsch hatt. Dorüm sech ik dor `n bäten wat œewer up Platt. Dei Verfåtung barcht dat Fundament för uns demokratische Regerung. Dorin is upschräwen woans wi in uns Gesellschop alltauhop läwen süllen.

Dor sünd dei Rechte un dei Plichten för de Börgers und Inwåhners fast måkt. Besünners de Bœbelsten möten dor an fasthollen in de Gesetzgäbung, de dörchsettende Gewalt und in de Rechtsspräkung.

In Artikel drei is schräwen: „De ganze Staatsgewalt geiht von dat Volk ut.“ Dat heit: de Lüd, de Börgers kören de Gesetzgäbung – dat is de Landdach, de Kreisdach, de Stadtrat orrer de Gemeindevertretung. Un de Gesetzgäbung is “an dat Gundgesetz für die Bunnesrepublik Düütschland un an de Verfåtung von dat Land Mäkelborg-Vörpommern bunnen“ – dat is in Artikel vier upschräwen.

Plattdüütsch deit Not in'n Olldach - Politische Diskussion deit Not in'n Olldach!

De Gesetzgäbung måkt de Gesetze – de dörchsettende Gewalt un de Rechtspräkung möten sik dor an fasthollen. Dor is tauierst dat Volk – de Lüd – denn de Landtag un denn dat Regieren, Verwalten und de Rechtsspräkung.

Trüch tau Artikel drei von de Verfåtung, dor is ok tau läsen: „Parteien un Börgerbewägungen helpen mit, dat dat Volk sik sienen eigen politisch Willen billen kann.“
Un dat is bannig interessant: Parteien sünd nie nich de Regierung, ok nich de dörchsettende Gewalt, un ok nich de Gesetzgäbung. Parteien sünd een Mœglichkeit von de Lüd tau´n Besinnen œwer de Probleme von uns Tiet.

Dor möt jedeen sik bannig vörseihn, dat hei nich den tückschen Schnack glööft von düsse eene Partei: dat sei – un bloots sei – sik üm de Lüd ümdaun un dei annern – de ollen Parteien – sünd de Regierung un wiet wech von’t Läwen un de Lüd. Dat is bloots so’n Geschnack.

Wohrhaftig is, dat jedeen Inwåhner in Mäkelborg-Vörpommern sien eigen politisch Meinung finnen möt. Jedeen Partei möt helpen. Anner Mœglichkeiten sünd Börgerbewägungen orrer Vereinen orrer een Runden Disch orrer wat anners.

Uns Verfåtung gifft jedeen nich bloots dat Recht, denn Landdach tau küren. Jedeen hett ok de Plicht, sik een eigen politisch Willen tau billen. Dei Verfåtung is Ordnung för uns Gesellschåp - dat is upschräwen. Jedeen möt dat in sienen Olldach ok läwen.

Dat is as mit de plattdüütsche Språk. In uns Verfåtung is schräwen: „Dat Land steiht för de plattdüütsche Sprak in un bringt ehr Plääch vöran.“ Dat is man bannig gaut, dat dei Vadders un Mudders von uns Verfåtung dat dor in schräwen hebben.
Nu is dat de Upgåf von jedeen Börger, dat ok tau schnacken. Plattdüütsch is nich bloots een lütt bäten Folklore för de Fieer up´t Dörp an een sünnigen Sünndach tweimål in’t Johr. Dat is nich bloots wat för Projekten un Fördermittel.

Keen een Regierung möt de plattdüütsche Språk pläägen, wenn dei Lüd dat nich schnacken.

Denn man tau: Kopp rut ut’n Nacken un Plattdüütsch schnacken!

Plattdüütsch deit Not in´n Olldach.
Un politische Diskussion deit Not in´n Olldach – un nich bloots jümmers mit dei sülwen Lüd von de sülwig Telegram-Grupp schnacken. Ok mal mit Lüd, de dat allens anners verståhn.

De Wür` von de Verfåtung ok tau läwen. Dat is dat Recht åwer ok de Plicht von jedeen Börger. De mihrsten Lüd hebben Plattdüütsch nich tau hus orrer in de Schaul lihrt. Sei verståhn dat, åwer sei schnacken dat nich. Jedeen kann dat lihren. In´n Kinnergoorden un in de Schaul un ok in de Volkshochschaul.

De mihrsten hebben dat ok nich lihrt as Kinners: ehr eigen politisch Willen tau hebben un dorœewer tau schnacken. Jedeen kann ok dat lihren.

Miene Wies plattdüütsch tau schnacken is keen fienet Reuterplatt, åwer ik versäuk dat. Ik heff ok Hülp krägen von ne Plattschnackersch von Kompetenzzentrum för Nedderdütsch Didaktik. Fritz Reuter hett väl bäder plattdüütsch schnackt. Åwer hei is nu binåh hunnert un föfftig Johr dot. Nu möt ik dat sülfst versäuken un ji ok.

Jedeen Börger un Inwåhner möt de Verfåtung ok läwen.
Ierst in‘n Olldach bliewen de Baukståwen nich dot un jedeen kann Demokratie bi sik sülfst biläwen.

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

Sehr geehrte Einwohnerinnen und Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern,

unsere Verfassung war schon immer auch auf Plattdeutsch übersetzt. Darum sage ich darüber ein bisschen was auf Platt.

Die Verfassung birgt das Fundament für unsere demokratische Regierung. Darin ist aufgeschrieben wie wie in unserer Gesellschaft zusammen leben sollen.

Da sind die Rechte und die Pflichten der Bürgerinnen und Bürger sowie Einwohnerinnen und Einwohner festgehalten. Besonders die Obrigkeit muss sich daran halten in der Gesetzgebung, der ausführenden Gewalt und in der Rechtsprechung.

In Artikel 3 steht geschrieben: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Das heißt: die Leute, die Bürgerinnen und Bürger wählen die gesetzgebende Gewalt – das ist der Landtag, der Kreistag, der Stadtrat oder die Gemeindevertretung. Und die „Gesetzgebung ist an das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und an die Landesverfassung“ gebunden“ – so steht es in Artikel 4.

Die gesetzgebende Gewalt macht die Gesetze, - die vollziehende Gewalt und die Rechtssprechung müssen sich daran halten. Da ist zuerst das Volk – die Leute – dann der Landtag und dann erst das Regieren, Verwalten und die Rechtssprechung.

Zurück zu Artikel 3 der Verfassung, darin ist auch zu lesen: „Parteien und Bürgerbewegungen wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ Und das ist ungemein interessant: Parteien sind auf keinen Fall die Regierung, auch nicht die vollziehende Gewalt, und auch nicht die Gesetzgebung.

Parteien sind eine Möglichkeit der Leute, sich über die Probleme unserer Zeit Gedanken zu machen. Da muss sich jeder auch gut vorsehen, dass er nicht den verlogenen Reden von dieser einen Partei glaubt: das sie – und sie allein – sich um die Leute kümmern und die anderen – die alten Parteien – sind die Regierung und weit weg vom Leben und den Leute. Das ist bloß so Gerede.

Wahr ist, dass jeder Einwohner und jede Einwohnerin in Mecklenburg-Vorpommern sich eine eigene politische Meinung bilden. Die Parteien können dabei helfen. Andere Möglichkeiten dazu sind Bürgerbewegungen oder Vereine oder ein Runder Tisch oder was anderes.

Unsere Verfassung gibt jedem nicht bloß das Recht, den Landtag zu wählen. Jeder hat auch die Pflicht, sich eine eigene politische Meinung zu bilden. Die Verfassung ist die Grundordnung für unsere Gesellschaft – das steht so geschrieben. Aber jeder muss das in seinem und ihrem Alltag auch leben.

Das ist wie mit der plattdeutschen Sprache. In unserer Verfassung steht: „Das Land schützt und fördert die Pflege der niederdeutschen Sprache.“ Das ist unglaublich gut, dass die Väter und Mütter unserer Verfassung dies da mit reingeschrieben haben. Nun ist es die Aufgabe eines jeden Bürgers, das auch zu sprechen. Plattdeutsch ist nicht bloß ein bisschen Folklore für die Dorffeste an einem sonnigen Sonntag zweimal im Jahr. Das ist nicht bloß was für Projekte und Fördermittel.

Keine einzige Regierung kann die plattdeutsche Sprache pflegen, wenn die Leute das nicht sprechen. Dann also los: Kopf aus dem Nacken, Plattdeutsch schnacken!

Plattdeutsch tut Not im Alltag.
Und politische Diskussion tut Not im Alltag – und nicht bloß immer mit denselben Leuten in derselben Telegram-Gruppe reden. Auch mal mit Leuten, die das alles anders verstehen.

Die Worte der Verfassung auch zu leben. Das ist das Recht aber auch die Pflicht von jedem Bürger und jeder Bürgerin. Die meisten Menschen haben Plattdeutsch nicht zuhause oder in der Schule gelernt. Sie verstehen das, aber sie sprechen es nicht. Jeder kann es aber lernen im Kindergarten, in der Schule und auch in der Volkshochschule.

Die meisten haben das auch nicht in ihrer Kindheit gelernt: ihre eigene politische Meinung zu haben und darüber zu sprechen. Jeder und jede können auch das lernen.

Meine Art, plattdeutsch zu reden, ist kein feines Reuterplatt. Aber ich versuche das. Ich habe auch Hilfe von einer Plattsprecherein vom Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik in Greifswald bekommen.

Fritz Reuter hat viel besser plattdeutsch gesprochen. Aber er ist ja nun schon fast 150 Jahre tot. Nun muss ich das selbst probieren – und Sie auch.

Jeder Bürger und jeder Einwohner muss die Verfassung auch leben. Erst im Alltag bleiben die Buchstaben nicht tot und jeder kann Demokratie selbst erfahren.

Verfassung des Landes MV