Leider kann ich heute nicht beim Bürgergespräch zur Notunterkunft für Geflüchtete dabei sein. Das ist mein Standpunkt: "In Loitz leben wir gemeinsam: Menschen, die schon lange hier Heimat haben und Menschen die hergezogen sind. Lassen sie uns darum auch weiterhin wenigstens menschlich miteinander umgehen." ...

Am 25. Januar lädt der Landkreis Vorpommern-Greifswald gemeinsam mit der Stadtverwaltung zum Gespräch über die Notaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Loitz ein. Anlass war ein offener Brief eines Bürgers, der findet, dass von den Bewohnern der Unterkunft (Asylbewerber aus Asien und Afrika) eine Gefahr für die Loitzer Bevölkerung ausgeht. Darin rief er unter anderem zur Selbstjustiz auf. Die Stadtverwaltung hat besonnen reagiert. Als Landtagsabgeordnete bin ich zur Anwesenheit im Schweriner Landtag zu den Landtagssitzungen verpflichtet. Ich wäre gern dabei, um mit den Bürgerinnen und Bürgern, meinen Nachbarn im Amtsbereich, ins Gespräch zu kommen. Dies sind meine Gedanken zur Sache:

Die Menschen in Loitz müssen in den letzten Jahren viele Belastungen auf sich nehmen: In der Corona-Krise mussten alle Einschränkungen ertragen, die Unternehmer mussten zum Teil Umsatzeinbußen hinnehmen, die Energiekrise bringt Kostensteigerungen für alle, Geflüchtete aus der Ukraine wurden im letzten Jahr mit ziemlichem Einsatz integriert. In vielen Belangen gibt es Unzufriedenheit mit den Behörden und politischen Entwicklungen. Da hat sich so mancher Frust aufgestaut. Jetzt kommen wieder Menschen aus einem fremden Land nach Loitz. Für manche ist das der Tropfen, der ihre Emotionen zum Überlaufen bringt.

Gefühle wie Wut, Ärger und Angst mischen sich mit politischen Haltungen, auch gegenüber Ausländern, jedenfalls gegenüber „den“ Asylbewerbern in der Notunterkunft. Die Menschen dort im Haus werden dadurch entmenschlicht. Das sind dann für viele „falsche Flüchtlinge“, die einfach weg sollen. Da kommt nach der Angst gleich das Gefühl von Ablehnung. Die Verantwortung wird der großen Politik, „denen da oben“, zugeschrieben.

Ich werbe dafür, die politische Grundsatzdebatte und den Umgang miteinander vor Ort erstmal unabhängig zu behandeln. Die jungen Männer, die nun in unserer roten Schule leben, sind nun mal da. Es sind Menschen, die vielfältige Erfahrungen mitbringen, andere Traditionen. Darüber hinaus ganz viel Neugier und Engagement und den Wunsch, mehr aus dem eigenen Leben zu machen. Vielleicht spielen sie ein Musikinstrument, können gut Fußball spielen oder haben eine handwerkliche Begabung. Bestimmt sprechen sie mehrere Sprachen. Ob ihre Anwesenheit am Ende berechtigt ist, regeln die Gesetze in unserem Land. Doch es liegt an uns hier, wie wir mit Fremden umgehen, der erst einmal unsere Hilfe brauchen.

Es geht ja erst einmal darum, den fremden Menschen nicht schon im Voraus eine Gefährlichkeit anzudichten und sie in Ruhe zu lassen. Vor Ort leben wir gemeinsam. Es schadet auch nichts, gemeinsam etwas zu unternehmen, sie einzuladen, miteinander zu leben. Hier wünsche ich mir, dass das große Herz der Loitzerinnen und Loitzer, das ich an so vielen Orten und zu so vielen Gelegenheiten erlebt habe, dass diese Großherzigkeit größer ist als die Wut und der Ärger und die Angst. In Loitz leben wir gemeinsam: Menschen, die schon lange hier Heimat haben und Menschen die hergezogen sind. Lassen sie uns darum auch weiterhin wenigstens menschlich miteinander umgehen.

Herzhände