Die zukünftige Führungskraft des Zentrums für Landesgeschichte stellt sich heute oder morgen vor. Die Universitätsprofessoren und Studierenden in Rostock können unter vier Bewerbern und einer Bewerberin wählen. Diese Professur ist die einzige für unsere Landesgeschichte in MV. Ich hoffe, dass davon viele Impulse für alle haupt- und ehrenamtlichen Heimatforschenden ausgehen.

Nachdem unser Land lange Jahre ohne eine Professur für Landesgeschichte auskommen musste, wird demnächst im neuen Zentrum für Landesgeschichte wieder zur Geschichte Mecklenburgs und Pommerns geforscht und gelehrt. Der Themenschwerpunkt ist Kulturgeschichte und Mittelalter. Diesem Zentrum ist auch die Wossidlo-Forschungsstelle zugeordnet, wo zur niederdeutschen Sprache im Bereich empirische Kulturwissenschaft/Volkskunde gearbeitet wird. Die historische Sammlung plattdeutscher Begriffe wird dort genauso digitalisiert wie die Ortschroniken der Heimatforscherinnen und -forscher im ganzen Land.

Probevorträge Landesgeschichte 2022 Rostock

Das Vortragsprogramm weckt Vorfreude auf zukünftige spannende Forschungen zu unserer Heimatregion.

  • Stephan Flemmig: „Reliquien und ihre Verehrung in Mecklenburg. Eine Spurensuche zur Kulturgeschichte des Religiösen.“
  • Gregor Rohmann: „Zeugen einer glanzvollen Epoche deutscher Weltgeltung‘. Backsteingotik in Mecklenburg im Blick der NS-Zeit.“
  • Grischa Vercamer: „Du sei unser Gott!‘ (Helmold, Chron. Slav. 84) – Christianisierung des südlichen Ostseeraums und zeitgenössische Kritik am fürstlichen Vorgehen.“
  • Benjamin Müsegades: „Wissensspeicher Bibliothek. Perspekiven der regionalen Kulturgeschichte Mecklenburgs“
  • Ingrid Würth: „Mecklenburg, eine königsferne Region des Reiches?
    Heiratsverbindungen und reichsfürstliches Selbstverständnis des Hauses Mecklenburg vom 12. bis zum frühen 16. Jh.“


Heimatpflege und Heimatforschung ist Sache der Leute im Land. Überall sind Familienforscher, Heimatstuben, Chronisteninnen zu finden. Sie sammeln geschichtliche Ereignisse, machen sich ein Bild der Ortsgeschichte und diskutieren es mit anderen. Denn hinter den Ereignissen aus früheren Zeiten stehen oft auch andere Bedingungen und Wertvorstellungen. Aus der Geschichte zu lernen, heißt auch, das eigene Geschichtsbild immer wieder zu hinterfragen.

Eine Universitätsstelle für Landesgeschichte ist wichtig, weil hier jemand mit viel Erfahrung und einem unglaublich großen Wissensschatz helfen kann, einzelne Geschichteereignisse vor Ort in einen größeren Zusammenhang zu bringen. Hier können umfangreichere Forschungsprojekte angeregt werden. Vor allem aber wird zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern die Landesgeschichte vermittelt.

Ich wünsche mir, dass die ehrenamtlich Interessierten an ihrer Geschichte und die universitären Einrichtungen weiter so gut zusammenarbeiten und vielleicht sogar noch mehr. Denn die Geschichte der eigenen Familie und der Orte, an denen wir leben und wirken, bestimmt auch immer mit, wer wir sind.